Wandern ist eine wunderbare Möglichkeit, dem Alltag zu entfliehen, frische Luft zu genießen und die Schönheit der Natur in vollen Zügen aufzunehmen. Dabei kann man den Kopf frei bekommen, die körperliche Fitness stärken und Stress abbauen. Doch gerade beim Wandern in unwegsamem Gelände oder bei wechselnden Wetterbedingungen können Unfälle passieren. Von kleinen Blessuren bis hin zu ernsten Verletzungen ist alles möglich. Wer grundlegende Kenntnisse in Erster Hilfe hat und vorbereitet ist, kann schnell und effektiv helfen – oft ist das entscheidend, um Schmerzen zu lindern und Komplikationen zu vermeiden. Dieser Artikel vermittelt umfassende Tipps zur Ersten Hilfe bei Wanderunfällen, damit Ihre Tour sicher und angenehm verläuft.
Typische Verletzungen beim Wandern: Was Sie wissen sollten
Beim Wandern begegnen uns verschiedene Herausforderungen wie rutschige Pfade, unebene Wege, Wurzeln und Steine. Daher sind Verstauchungen, Zerrungen und Prellungen die häufigsten Verletzungen. Besonders das Umknicken des Fußes kommt oft vor. Auch Schnittwunden durch Äste oder spitze Steine können entstehen. Blasen an den Füßen sind vor allem bei längeren Strecken und neuen Schuhen keine Seltenheit und können das Gehen erschweren. Stürze bergen das Risiko für Knochenbrüche, Zerrungen, Kopfverletzungen oder sogar Wirbelsäulenverletzungen. Neben körperlichen Verletzungen sollten Wanderer auch auf gesundheitliche Probleme wie Dehydration, Sonnenstich, Unterkühlung oder Kreislaufprobleme vorbereitet sein, die durch Wetter, körperliche Anstrengung und unzureichende Versorgung entstehen können.
Sofortmaßnahmen bei den häufigsten Verletzungen
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Verstauchungen und Prellungen: Bei einer Verstauchung ist schnelles Handeln wichtig. Kühlen Sie die betroffene Stelle so schnell wie möglich mit kaltem Wasser, einem feuchten Tuch oder einem Kühlpack, um Schwellungen zu reduzieren. Lagern Sie die verletzte Extremität hoch und vermeiden Sie Belastung. Ruhigstellung mit einer elastischen Binde hilft, die Bewegung einzuschränken.
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Schnittwunden: Bei kleinen bis mittleren Schnittverletzungen sollten Sie die Wunde sofort mit sauberem Wasser spülen, um Schmutz und Fremdkörper zu entfernen. Anschließend die Wunde mit einem Desinfektionsmittel behandeln, falls vorhanden, und mit sterilem Verband oder Pflaster abdecken. Tiefe oder stark blutende Wunden erfordern professionelle medizinische Hilfe.
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Blasen an den Füßen: Blasen entstehen durch Reibung. Lassen Sie die Blase intakt, da die Haut schützt. Decken Sie sie mit einem speziellen Blasenpflaster oder einem sterilen Verband ab, um Infektionen zu vermeiden. Falls die Blase aufplatzt, reinigen Sie die Stelle sorgfältig und verbinden sie hygienisch.
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Knochenbrüche: Sollten Sie den Verdacht auf einen Knochenbruch haben (starke Schmerzen, Schwellungen, Fehlstellungen, Unbeweglichkeit), bewegen Sie die verletzte Gliedmaße so wenig wie möglich. Notdürftige Schienen aus Ästen oder zusammengerollten Kleidungsstücken können helfen, die Stelle ruhig zu stellen. Rufen Sie unbedingt den Rettungsdienst.
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Kopfverletzungen: Auch bei scheinbar harmlosen Kopfprellungen sollten Sie aufmerksam sein. Zeichen wie Bewusstseinsverlust, anhaltende Kopfschmerzen, Übelkeit oder Verwirrung sind ernst und erfordern sofortige medizinische Betreuung. Beobachten Sie die verletzte Person kontinuierlich und vermeiden Sie, dass sie sich alleine bewegt.
Umgang mit Dehydration und Kreislaufproblemen
Längere Wanderungen und heiße Temperaturen führen oft zu Flüssigkeitsmangel. Dehydration kann sich durch trockenen Mund, Kopfschmerzen, Schwindel oder Konzentrationsprobleme bemerkbar machen. Vorbeugend sollten Sie regelmäßig kleine Mengen Wasser trinken – ideal sind 0,5 bis 1 Liter pro Stunde, je nach Belastung und Temperatur. Außerdem helfen Pausen im Schatten, das Tragen einer Kopfbedeckung und das Vermeiden von direkter Sonneneinstrahlung in der Mittagshitze. Wenn bei einem Wanderer Kreislaufprobleme auftreten, helfen das flache Hinlegen und das Anheben der Beine, um die Blutzirkulation zu verbessern. Sollte keine Besserung eintreten oder Atemnot, Schwäche oder Bewusstlosigkeit auftreten, ist sofort der Notruf zu wählen.
Notfallausrüstung: Was gehört in den Wanderrucksack?
Eine gut bestückte Erste-Hilfe-Ausrüstung ist unerlässlich. Dazu gehören Pflaster in verschiedenen Größen, sterile Mullbinden, Kompressen, Desinfektionsmittel, Einmalhandschuhe, Schere, Pinzette, Kühlpacks und Rettungsdecke. Auch Blasenpflaster, Schmerzmittel und eine Anleitung zur Ersten Hilfe sind hilfreich. Zusätzlich ist ein voll aufgeladenes Handy und idealerweise eine Powerbank für den Notfall wichtig, ebenso wie eine Karte oder ein GPS-Gerät, um den Standort mitteilen zu können. Überlegen Sie, ob in Ihrem Wandergebiet Mobilfunkempfang besteht und informieren Sie eine Vertrauensperson über Ihre geplante Route und Rückkehrzeit.
Verhalten im Notfall: Ruhe bewahren und gezielt helfen
Im Falle eines Unfalls ist es entscheidend, Ruhe zu bewahren. Zuerst sollten Sie die Unfallstelle absichern, andere Wanderer warnen und bei Bedarf weitere Hilfe anfordern. Beurteilen Sie den Zustand der verletzten Person: Atmet sie? Ist sie ansprechbar? Besteht Lebensgefahr? Bei schweren Verletzungen oder Bewusstlosigkeit ist unverzüglich der Notruf 112 zu wählen. Geben Sie so genau wie möglich Auskunft über den Unfallort, die Verletzungen und den Zustand der Betroffenen. Bis zum Eintreffen der Rettungskräfte leisten Sie Erste Hilfe entsprechend Ihrem Wissen. Bleiben Sie bei der verletzten Person und versuchen Sie, diese zu beruhigen.
Vorbeugung ist der beste Schutz
Um Unfälle zu vermeiden, planen Sie Ihre Wanderung sorgfältig. Wählen Sie passende Wanderwege, die Ihrem Fitness- und Erfahrungsniveau entsprechen. Tragen Sie gutes Schuhwerk mit Profil und passen Sie Ihre Kleidung den Wetterbedingungen an. Nehmen Sie ausreichend Wasser und Proviant mit und informieren Sie sich vorab über die Wettervorhersage und die Gegebenheiten vor Ort. Gehen Sie nie alleine auf große Touren und achten Sie auf Warnsignale Ihres Körpers, wie Müdigkeit oder Schwindel. Regelmäßige Pausen und eine moderate Gangart helfen, Verletzungen vorzubeugen.
Fazit
Wandern ist eine tolle Freizeitaktivität, die Körper und Geist guttut. Dennoch ist es wichtig, auf mögliche Notfälle vorbereitet zu sein. Grundlegendes Wissen in Erster Hilfe sowie eine gut ausgestattete Notfallausrüstung können Verletzungen mildern und im Ernstfall Leben retten. Mit Achtsamkeit, Vorbereitung und den richtigen Maßnahmen bleibt Ihre Wanderung sicher und angenehm. Genießen Sie die Natur, aber unterschätzen Sie niemals die Bedeutung von Sicherheit und Vorbereitung.
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